Die additive Fertigung hat sich in den letzten 10 Jahren zunehmend zu einer relevanten Fertigungstechnologie mit Industriepotential u.a. auch für die Serienproduktion entwickelt. In den letzten Jahren fand die additive Fertigung zunehmend Einsatz als eine weitere Fertigungstechnologie neben den etablierten konventionellen Fertigungsverfahren. Sie bietet innovative Lösungen für verschiedenste Industriebereiche der Tech-Industrie wie z.B. der Luft- und Raumfahrt, Medizin- und Automobilindustrie bis hin zur Schmuckherstellung und dem klassischen Maschinenbau - die Anwendungsfelder sind breit gefächert und vielfältig. Jedoch stehen auch die Schweizer Unternehmen in dieser aufstrebenden Branche vor Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Swissmem unterstützt, mit seinem Industriesektor Swiss Additive Manufacturing Group (SAMG), die Unternehmen, um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.
Stefan Brupbacher, Direktor der Swissmem, über die Rolle des Additive Manufacturings in der Schweiz und die Rolle der Swissmem; Bild: Swissmem
Die aktuelle Situation im Additive Manufacturing in der Schweiz:
Es hat sich gezeigt, dass der anfängliche Hype und die anfänglich angenommen sehr hohen Wachstumspotentiale in einen realen und bedarfsgerechten Rahmen konsolidieren. Viele Schweizer Unternehmen haben die Potenziale früh erkannt und haben verstärkt in die additive Fertigung investiert. Damit können sie die Wettbewerbsfähigkeit steigern und innovative Produkte auf den Markt bringen, stehen aber auch den folgenden Herausforderungen gegenüber:
Fachkräftemangel und Know-how: Die additive Fertigung erfordert hochqualifizierte Fachkräfte mit spezialisiertem Wissen und Know-how. Dieses Know-how ist breiter als das das man aus der konventionellen Fertigung kennt. So gilt es neben der Konstruktion auch die Fertigungsmethoden sowie die Nacharbeit genau zu kennen. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in diesem Bereich stellt für Schweizer Unternehmen eine Hürde dar.
Technologische Entwicklung: Die additive Fertigung ist eine sich schnell entwickelnde Technologie. Schweizer Unternehmen müssen über die neuesten Entwicklungen und Trends auf dem Laufenden bleiben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Etablierte Verfahren wie z.B. das SLM und SLS sind vorhanden, ihre kontinuierliche Weiterentwicklung birgt jedoch ein Investitionsrisiko mit sich.
Standardisierung und Zertifizierung: Die additive Fertigung ist in vielen Industriebereichen noch nicht standardisiert oder ist im Prozess der Standardisierung. Die Herausforderung ist nicht nur länderspezifisch zu sehen, sondern sind auch in Unternehmen sichtbar die unterschiedliche Ansätze für die gleichen Technologien anwenden, z.B. im Bereich der Sicherheit. Um Vertrauen in die Technologie aufzubauen und den Einsatz in sicherheitskritischen Bereichen zu ermöglichen, sind einheitliche Standards und Zertifizierungen notwendig.
Kosten und Rentabilität: Die Investition in additive Fertigungsanlagen kann zunächst hohe Kosten verursachen. Neben der technischen Reife als auch dem möglichen Optimierungspotential sind langfristige Investitionen schwierig. Es ist wichtig, die Rentabilität solcher Investitionen klar zu bewerten und auf lange Sicht zu planen.
Markt- und Auftragsvolumen: AM wir heute vorwiegend im Prototypenbau, Einzelfertigung oder in Kleinserien eingesetzt. Vereinzelte Beispiele zeigen auch Serienfertigungen oder auch Anwendungen, die mit konventionellen Fertigungsverfahren nicht möglich sind. Bei allen Anwendungen zeigt sich jedoch, dass der Akquiseaufwand unserer Firmen oft die effektiven Auftragsgrössen übersteigt.
Die Rolle von Swissmem und SAMG:
Swissmem ist der Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie und vertritt die Interessen von rund 1'350 Mitgliedsunternehmen. Angesichts der wachsenden Bedeutung des Additive Manufacturing hat Swissmem 2015 die Swiss Additive Manufacturing Group (SAMG) ins Leben gerufen, um die Interessen der Unternehmen in diesem Bereich zu vertreten und bei Herausforderungen zu unterstützen. Dabei sind die obengenannten Herausforderungen zentral und werden in den folgenden Dienstleistungen adressiert:
Netzwerk im In- und Ausland: Swissmem und SAMG bieten ein umfangreiches Netzwerk von Unternehmen, Forschungsinstituten und Experten im In- und Ausland, das den Austausch von Erfahrungen und Wissen fördert. Das Netzwerk umfasst dabei nicht nur Klein- und Grossfirmen, sondern auch das Regulierungs- und Normierungswesen.
Statistik und Marktzahlen: Durch die Bereitstellung von statistischen Daten und Marktzahlen verschaffen Swissmem und SAMG den Unternehmen einen Überblick über die aktuelle Marktlage und die Entwicklung des Additive Manufacturing. Damit können strategische Entscheide geprüft und Investitionsentscheide unterstützt werden.
Messeaktivitäten und Delegationsreisen: Die Teilnahme an Messen und Delegationsreisen ermöglicht den Unternehmen den Zugang zu neuen Technologien, Märkten und potenziellen Geschäftspartnern. Es ist hierbei essentiell stets zu den aktuellen Entwicklungen und Möglichkeiten als auch Lösungsansätzen informiert zu bleiben.
Technische Arbeitsgruppen und Austausch: Technische Arbeitsgruppen und der regelmässige Austausch ermöglichen es den Unternehmen, gemeinsam an technischen Herausforderungen zu arbeiten und innovative Lösungen zu entwickeln. Der Erfahrungsaustausch zu den industriellen Herausforderungen ist hier besonders wertvoll.
Aus- und Weiterbildungsaktivitäten: Swissmem und SAMG bieten Aus- und Weiterbildungsaktivitäten, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und Unternehmen, Ihre Mitarbeiter als auch Ihre Kunden mit den neuesten Entwicklungen in der additiven Fertigung vertraut zu machen. Dies ist essentiell, da sich bereits in der Akquisephase oft zeigt, dass Kunden und Anwendern notwendige Grundlagen fehlen und die Grundlagenausbildung sich grundsätzlich nicht in einem Auftragsverhältnis kombinieren lässt.
Technologieübersicht und Unterstützung im Technologietransfer: Swissmem und SAMG bieten eine Übersicht über die aktuelle Technologie im Additive Manufacturing und unterstützen Unternehmen beim Technologietransfer und der Integration der Technologie in ihre Prozesse. Hierbei hilft uns auch das umfassende Netzwerk mit dem Innovation Booster AM (IBAM). Wichtig ist, die Technologien mit einer entsprechenden Reife marktfähig einsetzen zu können.
Die additive Fertigung hat das Potenzial ein weiteres etabliertes Fertigungsverfahren für die Tech-Industrie zu sein und damit innovative Lösungen hervorzubringen. Allerdings stehen die Unternehmen auch den angezeigten Herausforderungen gegenüber, die es zu bewältigen gilt. Swissmem und die Swiss Additive Manufacturing Group (SAMG) unterstützen die Unternehmen, indem sie ihnen ein umfassendes Serviceportfolio bieten, das den technologischen Fortschritt fördert, den Wissenstransfer erleichtert und die Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Durch diese Zusammenarbeit können die Schweizer Unternehmen ihre Position im internationalen Wettbewerb stärken und die Chancen des Additive Manufacturing optimal nutzen.